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MEDIKATIONSPLAN

Medikamentengabe richtig planen

Erstellt am 07.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

Die Verabreichung von Medikamenten durch Pflegende ist ein wichtiger Aspekt der Patientenversorgung und erfordert Sorgfalt und Aufmerksamkeit, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Im Folgenden werden einige wichtige Punkte, die bei der Verabreichung von Medikamenten durch Pflegende zu beachten sind, sowie der Medikationsplan vorgestellt.

Eine Seniorin und eine Krankenpflegerin sitzen nebeneinander auf einem Bett. Die Pflegerin hält ein Klemmbrett in der einen Hand und reicht der Seniorin mit der anderen Hand eine Medikamentendose. Dabei erklärt sie, wie die Medikamente einzunehmen sind.
Foto von Halfpoint auf istockphoto.com

Die Medikamentengabe ist ein komplexer Vorgang, der Sorgfalt und ein gewisses Maß an Fachwissen erfordert. In der Regel verabreicht medizinisches Fachpersonal, wie Ärzte, Apotheker, Krankenschwestern, Pfleger oder andere speziell ausgebildete Personen, Medikamente. Aber auch pflegende Angehörige dürfen Medikamente verabreichen, wenn sie einen chronisch kranken oder älteren Menschen betreuen, der auf eine Langzeittherapie angewiesen ist. Natürlich gibt es Grenzen für die Medikamentengabe durch Angehörige: Niemand kann Sie zwingen, Medikamente zu verabreichen. Sie müssen nur dafür sorgen, dass die zu pflegende Person regelmäßig ihre Medikamente erhält, zum Beispiel durch einen ambulanten Pflegedienst. Wichtig ist, dass die Verabreichung von Medikamenten immer auf der Grundlage einer Verordnung eines Arztes oder einer anderen medizinischen Fachkraft erfolgen muss.

Was Sie vor und bei der Medikamentengabe beachten sollten

Medikamente werden in vielen Bereichen und in vielen Formen eingesetzt: von der Behandlung der Krankheitsursache bis zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit sowie Lebensqualität und von der Salbe über die Tablette bis zur Injektion. Mit zunehmendem Alter steigt sowohl die Zahl der Menschen, die Medikamente einnehmen, als auch die Zahl der Medikamente, die eingenommen werden müssen.

Bei der Verabreichung von Medikamenten tragen Sie eine große Verantwortung sowohl für das Wohlbefinden des Patienten als auch für sich selbst, da Sie mit den freigesetzten Wirkstoffen in Kontakt kommen können. Um Schutzmaßnahmen zu gewährleisten, sind bei der Zubereitung von Medikamenten folgende Schritte einzuhalten: Zunächst werden die Hände gewaschen und desinfiziert, danach reinigen und desinfizieren Sie die Arbeitsfläche und tragen Einmalhandschuhe beim Umgang mit den Medikamenten. Die Zubereitung von den Arzneimitteln sollte in einer ruhigen Umgebung erfolgen, vorzugsweise in einem geschlossenen Raum mit guter Beleuchtung.

Wenn Sie Ihre Medikamente nicht selbst richten möchten, können Sie sich auch an eine Apotheke wenden. Diese kann Ihnen helfen, Ihre Medikamente vorzubereiten, genauer gesagt: zu verblistern. Das Verblistern ist ein Verfahren der Arzneimittelzubereitung, bei dem die verordneten Medikamente in Einzeldosierungen in spezielle Blisterverpackungen gefüllt werden. Dabei werden die Tabletten, Kapseln oder andere Arzneimittel nach Einnahmezeitpunkt und Dosierung vorsortiert und in die Blisterverpackungen eingelegt. Dies ermöglicht eine übersichtliche und sichere Arzneimittelversorgung, insbesondere für Patienten mit komplexer Medikation oder eingeschränkter Handlungsfähigkeit. Die Verblisterung wird von Apotheken oder Pflegediensten angeboten und kann unter Einhaltung entsprechender Qualitätsstandards durchgeführt werden.

Die R-Regeln

Die 6-R-Regel und die 10-R-Regel sind wichtige Leitlinien für die Verabreichung von Arzneimitteln, die dazu beitragen sollen, Fehler bei der Verabreichung von Arzneimitteln zu vermeiden.

Die 6-R-Regel:

  1. Richtiger Patient: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass das Medikament für den richtigen Patienten bestimmt ist.
  2. Richtiges Medikament: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass das richtige Medikament verabreicht wird, das vom Arzt oder Apotheker verordnet wurde.
  3. Richtige Dosierung: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass das Medikament in der richtigen Dosierung verabreicht wird.
  4. Richtiger Zeitpunkt: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass das Medikament zum richtigen Zeitpunkt verabreicht wird.
  5. Richtige Verabreichungsart: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass das Medikament auf die richtige Art verabreicht wird, z. B. oral, intravenös, intramuskulär usw.
  6. Richtige Dokumentation: Das Pflegepersonal sollte sicherstellen, dass die Verabreichung des Medikaments korrekt dokumentiert wird, einschließlich des Medikamentennamens, der Dosierung und des Zeitpunkts der Verabreichung.

Die 10-R-Regel enthält zusätzliche Elemente, die auf eine angemessene Überwachung und die Einhaltung von Maßnahmen beim Auftreten von Nebenwirkungen sowie auf die Information des Patienten über das Medikament und seine Nebenwirkungen abzielen.

Die 10-R-Regel:

  1. Richtiger Patient
  2. Richtiges Medikament
  3. Richtige Dosierung
  4. Richtiger Zeitpunkt
  5. Richtige Verabreichungsart
  6. Richtiger Grund (Warum wird das Medikament verabreicht?)
  7. Richtige Dokumentation
  8. Richtige Überwachung (z.B. Beobachtung von Nebenwirkungen)
  9. Richtige Maßnahmen (z.B. bei auftretenden Nebenwirkungen)
  10. Richtige Information (z.B. Information des Patienten über das Medikament und dessen Nebenwirkungen)

Durch die Einhaltung der 6-R-Regel und der 10-R-Regel kann das Pflegepersonal sicherstellen, dass Medikamente sicher und wirksam verabreicht werden.

Zusätzlich zu diesen Regeln sollte darauf geachtet werden, dass Medikamente entsprechend der ärztlichen Verordnung eingenommen und nicht vorzeitig abgesetzt werden, da dies den Therapieerfolg gefährden kann. Daher sollte die aktuelle ärztliche Verordnung berücksichtigt werden, um eine angemessene Einnahmedauer zu gewährleisten.

Einen Medikamentenplan erstellen

Die Erstellung eines Medikamentenplans ist ein wichtiger Schritt, um die Einnahme von Medikamenten zu organisieren und sicherzustellen, dass sie richtig eingenommen werden. Entweder erstellen Sie selbst einen Plan oder Sie erhalten einen Plan von Ihrem Haus- oder Facharzt. Bei der Erstellung eines Medikamentenplans sind folgende Schritte zu beachten:

  • Sammeln Sie alle verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamente, die Sie derzeit einnehmen.

  • Schreiben Sie für jedes Medikament den Handelsnamen (z. B. Ibubeta), die chemische Bezeichnung des Wirkstoffs (z. B. Ibuprofen), die Dosierung, die Einnahmezeit(en) und die Art der Einnahme auf (z.B. 2x 1 Tablette morgens & abends, 1x 2 Kapseln vor dem Zubettgehen, 1x 10 Tropfen zu jeder großen Mahlzeit).

  • Berücksichtigen Sie, ob das Medikament vor oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden sollte oder auf nüchternen Magen, und ob es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt.

  • Notieren Sie auch den Zeitpunkt, an dem das Medikament aufgebraucht ist, um sicherzustellen, dass Sie rechtzeitig ein neues Rezept von Ihrem Arzt erhalten.

  • Fügen Sie Informationen hinzu, wie Sie das Medikament lagern sollten (z.B. bei Raumtemperatur, im Kühlschrank), sowie den Namen des verschreibenden Arztes und der Apotheke, in der Sie das Medikament erhalten haben.

  • Halten Sie den Plan an einem leicht zugänglichen Ort, z.B. auf Ihrem Schreibtisch oder Kühlschrank.

  • Überprüfen Sie den Plan regelmäßig und aktualisieren Sie ihn bei Änderungen Ihrer Medikation oder Dosierung.

Es ist auch empfehlenswert, eine Kopie des Medikamentenplans an Ihren Arzt und Apotheker zu geben, damit sie bei Bedarf darauf zugreifen können.


Hier gibt es weitere Ressourcen für pflegende Angehörige:


Der elektronische Medikationsplan

Der elektronische Medikationsplan (eMP) ist ein digitaler Plan, der eine Übersicht über alle verordneten Medikamente einer Person enthält. Er wird zentral auf einer sicheren Plattform gespeichert und kann von berechtigten Personen wie Ärzten, Apothekern und Krankenhauspersonal eingesehen und aktualisiert werden. Der eMP ist in Deutschland seit 2016 verfügbar und kann genutzt werden, wenn mindestens drei verordnete Medikamente dauerhaft (mindestens 6 Monate) angewendet werden. Der eMP soll dazu beitragen, die Medikationssicherheit zu erhöhen und Doppelverordnungen sowie Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu vermeiden. Patienten können den eMP auch selbst einsehen und bei Bedarf ausdrucken, um ihn bei Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten vorzulegen. Der elektronische Medikationsplan (eMP) bietet verschiedene Vorteile im Vergleich zum herkömmlichen Papier-Medikationsplan:

  • Verbesserte Medikationssicherheit: Der eMP ermöglicht eine bessere Überwachung der Medikamenteneinnahme und reduziert das Risiko von Doppelverordnungen, Wechselwirkungen und unerwünschten Arzneimittelereignissen.

  • Aktualität: Der eMP kann jederzeit von autorisierten Personen aktualisiert werden, was eine zeitnahe Anpassung an Änderungen in der Medikation ermöglicht.

  • Zugänglichkeit: Der eMP ist überall dort verfügbar, wo eine Internetverbindung besteht und kann von verschiedenen Leistungserbringern wie Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern eingesehen werden. So gibt es keine Probleme, wenn Sie den Papierplan einmal vergessen sollten.

  • Effizienz: Der eMP spart Zeit und Aufwand für alle Beteiligten, da Informationen nicht mehrfach sowie manuell erfasst werden müssen und ein schneller und unkomplizierter Zugriff auf die Medikationsdaten möglich ist.

  • Patientenbeteiligung: Der eMP ermöglicht es den Patienten, ihre eigenen Medikationsdaten einzusehen, zu überprüfen und zu verwalten, was zu mehr Transparenz und einer stärkeren Beteiligung der Patienten an ihrer eigenen Versorgung führt.

In welchen Applikationsformen und Darreichungsformen werden Arzneimittel angeboten?

Der Fachbegriff für die Verabreichung von Arzneimitteln ist Applikation. Dabei bezeichnet die Applikationsform die Art und Weise, wie das Arzneimittel verabreicht wird. Für jede Applikationsform muss eine geeignete Darreichungsform (fest, halbfest, flüssig) gewählt werden. Nachfolgend sind einige wichtige Applikationsformen aufgeführt:

  • Lokal/topisch: Das Arzneimittel wird örtlich auf eine Stelle aufgetragen, z. B. in Form von Salben oder Augentropfen.

  • Enteral: Bei dieser Applikationsform gelangt das Medikament "über den Darm" in den Körper. Dazu gehören z. B. Tabletten, die über den Mund eingenommen und geschluckt werden, sowie die sublinguale Applikation unter der Zunge, bei der das Medikament über die Schleimhaut aufgenommen wird (z. B. Nitroglycerin-Spray).

  • Rektal: Das Medikament wird über den After in den Enddarm eingeführt, z. B. in Form von Zäpfchen.

  • Parenteral: Hier erfolgt die Aufnahme des Arzneimittels ohne Beteiligung des Verdauungstraktes. Zu den parenteralen Applikationsformen gehören Injektionen, bei denen das Medikament subkutan (unter die Haut), intravenös (in eine Vene) oder intramuskulär (in den Muskel) gespritzt wird (z. B. Insulin oder Impfstoffe), intravenöse Infusionen, bei denen das Medikament langsam in eine Vene fließt (z. B. "Ernährung über die Vene") und die transdermale Applikation durch die Haut, z. B. Schmerzpflaster.

In der Regel müssen Sie als Patientin oder Patient nicht selbst entscheiden, welche Darreichungsform und Verabreichungsart die beste ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt. In diesem Fall können Sie sich auf die Fachkompetenz des Arztes oder anderer medizinischer Experten verlassen. Vergewissern Sie sich jedoch, dass die gewählte Arzneiform und Applikationsart für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen geeignet sind. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Angehöriger beispielsweise das Schmerzpflaster immer wieder entfernt, sollten Sie mit dem Arzt über eine Alternative sprechen. Wenn Medikamente aufgrund von Schluckbeschwerden nicht in Tablettenform eingenommen werden können, besteht die Möglichkeit, diese zu zerkleinern oder zu zermahlen und mit Joghurt oder Ähnlichem zu verabreichen. Dies sollte unbedingt mit einem Arzt besprochen werden. Denn nicht jedes Medikament sollte zerkleinert oder mit Joghurt eingenommen werden. Es gibt folgende verschiedene Arzneiformen und entsprechende Darreichungsformen:

  • (Brause-) Tabletten oder Dragees: feste, geformte Medikamentenform, die geschluckt wird.

  • Hartkapseln: hohle, geformte und feste Arzneiform, die einen Wirkstoff in Pulver- oder Granulatform enthält.
  • Suppositorien (Zäpfchen): feste, kegelförmige Medikamentenform, die in den After oder die Vagina eingeführt wird und sich dort auflöst.
  • Sprays: flüssige oder fein pulverisierte Medikamentenform, die als Spray verabreicht wird.
  • Inhalatoren: Medikamentenform, die inhaliert wird und die Wirkstoffe direkt in die Lungen bringt.
  • Tropfen: flüssige Medikamentenform, die tropfenweise verabreicht wird.
  • Sirup oder Saft: flüssige Arzneiform mit zumeist zuckerhaltigen Zusätzen, die zum Einnehmen bestimmt ist.
  • Ampullen: flüssige Medikamentenform in kleinen Glasbehältern, die zur Injektion oder Infusion bestimmt sind.
  • Weichkapseln: flüssiger oder halbfester Inhalt mit einer gelartigen Hülle, die geschluckt wird.
  • Cremes, Pasten und Salben: halbfeste Medikamentenform, die auf die Haut aufgetragen wird.
  • Pflaster: Medikamentenform, die auf die Haut geklebt wird und über einen längeren Zeitraum Wirkstoffe abgibt.

Zuletzt geändert am 23.02.2024

QUELLEN
  1. Medikationsplan, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/medikationsplan.html (besucht am 06.09.2023)
  2. Elektronische Gesundheitskarte, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/egk.html (besucht am 06.09.2023)

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